Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
lieber Daniel Günther,
unseren über 350 Mitgliederfirmen und ihren ca. 5.000 Mitarbeitern aus der Region Husum wird es zunehmend mulmig. Uns fehlt nach fast 110 Tagen Lockdown (seit März 2020) die Perspektive, wie wir unsere Betriebe durch die wirtschaftliche Krise und danach wieder zum Blühen bringen können.
Eine Woche Lockdown kostet Deutschland seriös geschätzt 4 Mrd. € an entgangener Wirtschaftsleistung. Wir zweifeln nicht daran, dass der Schutz der Bevölkerung oberste Priorität haben muss. Aber es gilt zeitgleich, den wirtschaftlichen Absturz des Einzelhandels und der Gastronomie und den drohenden Verlust von zigtausend Arbeitsplätzen zu vermeiden.
Wir verstehen die Entscheidungen der Kanzlerin-/ Ministerpräsident*innenkonferenz immer weniger!
Wir verstehen nicht…
- den Unterschied des Infektionsrisikos zwischen einem Friseur- und einem Einzelhandelsgeschäfts! Alle arbeiten mit Hygienekonzepten und entsprechenden Abstands-regelungen. Untersuchungen der Berufsgenossenschaft haben ergeben, dass es kein erhöhtes Infektionsrisiko im Einzelhandel gibt.
- wie die Festlegung der Inzidenzwerte 50/35/10 bis hin zu No-Covid erfolgt! Dies scheint weder wissenschaftlich basiert noch realistisch zu sein, mitten in Europa mit neun europäischen Grenznachbarn und vielen täglichen Grenzpendlern.
- warum die Regierung nach so vielen Wochen Lockdown immer noch kein schlüssiges Konzept entwickelt hat, wie wir mit dem Virus ein Zeitlang leben können! Den ausreichenden Impfstoff wird es wohl erst in einigen Monaten geben. Hinhalten ist keine Strategie. Dem Land und uns allen fehlt eine umsetzbare Strategie.
- warum die Schutzkonzepte für die eigentlich am stärksten betroffenen Risikogruppen fehlen, beziehungsweise nicht konsequent umgesetzt werden.
- warum wir in Schleswig-Holstein so geringe Testkapazitäten haben und so wenig testen. Um das Virus einzugrenzen, müssten wir testen, testen und nochmals testen.
- warum die Gesundheitsämter nicht personell massiv aufgestockt werden, um das Infektionsgeschehen besser nachverfolgen zu können.
- warum Sie zulassen, dass die Minister in Berlin zwar die „Bazooka mit Wumms“ ankündigen, sich die Ladung aber als Platzpatronen herausstellt.
- warum Sie zulassen, dass die Bedingungen der Hilfsprogramme willkürlich und unvollständig festgesetzt werden. Die derzeit angebotenen Bundeshilfen reichen nicht annähernd, um den entstandenen Schaden auszugleichen. Wir fordern keine Alimente, sondern einen fairen und angemessenen Schadensausgleich!
- warum Sie zulassen, dass durch den Lockdown große Teile des Konsums in den Online-Handel verschoben werden. Die größten Online-Player zahlen in Deutschland bekanntlich keine Steuern, sondern höhlen unsere Städte aus.
- warum Sie zulassen, dass unsere Mitarbeiter*innen um ihre Arbeitsplätze bangen müssen.
- warum Sie zulassen, dass in der Folge die Innenstädte durch Insolvenz und Leerstand aussterben werden.
Wir benötigen jetzt sehr schnell die verlässliche Perspektive, wie und wann wir unsere Unternehmen wieder hochfahren können. Wir wollen unter Achtung der Auflagen und Einhaltung der Hygienekonzepte wieder gemeinsam mit unseren Teams die Kunden bedienen, Umsätze generieren und damit auch wieder Steuern zahlen.
Lieber Herr Günther, bitte setzten Sie Alles daran die Betriebe im Land möglichst schnell wieder hochzufahren. Bitte handeln Sie, für ein gesundes und erfolgreiches Schleswig Holstein!
Mit besten Grüßen aus Husum
Peter Cohrs und Ole Singelmann
- und 2. Vorsitzender Commerzium Husum